Hemauer Handwerkskunst für den Vatikan

Ein Auftrag vom Vatikan, den hat ein Tangrintler vermutlich noch nie bekommen – mit Ausnahme von Stahlbauer Hans Heigl. Am 25. Oktober 2016 lieferte Stahlbau Heigl zusammen mit der Schreinerei Plank aus Viehhausen einen Tisch an die Adresse Piazza del Sant’Uffizio 11 in 00120 Città del Vaticano. Dort residiert die Glaubenskongregation, deren Aufgabe es ist, die Glaubens- und Sittenlehre in der ganzen katholischen Kirche zu fördern und zu schützen.

Es ist nicht irgendein kleiner Beistelltisch, der da in Rom abliefert, wurde, sondern es ist der Tisch, an dem alle 25 Mitglieder der Glaubenskongregation ihre Entscheidungen treffen. An diesem Tisch wird – salopp ausgedrückt – festgelegt, was katholisch ist, oder nicht!

Der Tisch in U-Form hat ordentliche Dimensionen: Seine Breite beträgt 3,65 Meter, lang ist er 7,80 Meter. Er besteht aus acht Segmenten sowie einem separaten Zustelltisch und hat somit Platz für 25 bzw. 30 Personen (mit Zustelltisch). Das Tischgestell selbst ist aus Stahl, die Füße und die repräsentativen Frontplatten sind aus Bronzeblech, die Tischplatten sind hellgelb beschichtet. Alle Metallteile stammen aus Heigls Werkstat, die Holzteile vom Schreiner Plank. Im Tisch sind auch Steckdosen eingebaut, damit die Kardinäle auch Laptop und Smartphones anschließen können. „Diese Steckdosen hat Elektro Meier geliefert“, erzählt Heigl.

Doch warum sind jetzt plötzlich Firmen aus dem Landkreis Regensburg zu Hoflieferanten des Heiligen Stuhls aufgestiegen? Es sind die Zufälle, die solche Dinge manchmal bewirken – und die Größe des Chefs der Glaubenskongregation Kardinal Müller. Müller ist satte zwei Meter groß und fand deshalb das Vorgängermodell des Tisches immer ausgesprochen unbequem. Es war einfach zu klein, zu niedrig. Ja, auch Kardinäle haben es mit irdischen Problemen zu tun! Den Auftrag hat der Chef der Regensburger Brauerei Bischofshof, Herrmann Goß, eingefädelt. Goß fragte im April zunächst Schreiner Reinhold Plank, ob er den Auftrag übernehmen könnte. Der hat natürlich nicht nein gesagt und sich Heigl mit ins Boot geholt. „Da bin ich Plank sehr dankbar, denn als Oberpfälzer Handwerker für den Vatikan zu arbeiten, ist ja fast wie eine Heiligsprechung. So einen Auftrag bekommt man nur einmal im Leben“, so Heigl.

Die beiden haben erste Pläne gezeichnet und sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt, bevor sie dann auch noch eine Innenarchitektin kontaktierten. Ein Mustertisch wurde entworfen, der dann Teilen der Glaubenskongregation vorgestellt wurde. „Das war nach dem Kötztinger Pfingstritt, denn da war Kardinal Müller und Teile der Glaubenskongregation in Regensburg. Der Tisch hat ihnen gefallen. Wir waren ziemlich froh darüber“, sagt Heigl. Mitte Juni bekamen sie den Auftrag und am 14. Juli ging es nach Rom, um das Aufmaß festzulegen.

Federführend mit der Fertigung betraut waren die Heigl-Mitarbeiter Bernhard Pöppl, Marco Schütze und Konrad Schels. Schels war für die Brünierungsarbeiten und damit maßgeblich für die Schönheit des Tisches zuständig.

Aufgestellt haben ihn dann Schütze und der Lehrling Felix Brettner. „Eigentlich wollte ich ja, dass der alte Hias Höfele mitfährt. Der hatte auch schon zugesagt, aber am Samstag vor der Abreise wollte er noch ein Duschgel für die Reise im TEZ kaufen. Er benützte den kleinen Fußweg am Tulpenring. Es fing zu regnen an, der Hias rutschte aus – und brach sich den Fuß! Damit brauchte ich Ersatz“. Brettner sprang ein, obwohl ihn Heigl ungern fahren ließ. „Der Bub hatte ja eigentlich Berufsschule!“, so der Chef. Dafür wurde besonders Brettner von allen als besonders fleißig, ruhig und anständig gelobt.

Bei der Abnahme brachte Heigl den zwei Klosterschwestern, die dem Kardinal den Haushalt führen auch einen Topfdeckel und ein Dekorationsplastik aus Metall zurück, den er damals beim Ausmessen mitgenommen hatte, um sie ihnen zu richten. „Bei Topfdeckel war der Bügel abgerissen und bei der Plastik ein Bein schief, dass ich wieder ausgerichtet habe“, erzählt Heigl. Verlangt hat er natürlich nichts dafür – aber vielleicht beten die beiden Klosterschwestern ein Vater Unser für ihn als Vergelt`s Gott.

Eingeweiht wurde der Tisch übrigens mit einem bayerischen Essen. Es gab Pfälzer und Weißwürschte mit süßem Senf und ein Weizen dazu.

(Text: Heiner Hagen)